Agenda Aktuell

Survive until 25? Lage im Wohnungsbau weiter dramatisch

Was Anfang 2023 noch als Beginn einer rasanten Talfahrt anklang, zeigt inzwischen dramatische Ausmaße. Für viele Immobilienunternehmen ist der Ausdruck „Survive until 25“ nicht mehr nur ein Motto, sondern existenzielle Überlebensstrategie, in der Hoffnung auf bessere Zeiten. Die Stimmung der Branche ist laut Münchner ifo-Institut seit Aufzeichnung vor rund dreißig Jahren auf dem Tiefpunkt angelangt. Der Wohnungsbau nahezu zum Erliegen gekommen. Der BFW Niedersachsen/Bremen nutzte den diesjährigen Neujahrsempfang daher erneut, um auf die dramatischen Folgen aufmerksam zu machen und seine politischen Botschaften zu formulieren.

„Die Baubranche ist zum Sorgenkind geworden“, mahnte Philipp Weber, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des BFW Niedersachsen/Bremen, in seiner Eröffnungsrede. Er skizzierte die verheerenden Folgen, die die aktuelle Branchensituation nach sich zieht. Denn während auf der einen Seite Fachkräftemangel herrscht, droht auf der anderen Seite ein massiver Arbeitsplatzverlust, weil kurzfristig Aufträge fehlen, um Personal zu beschäftigen. Auch der Wohnungsmangel spitzt sich weiter zu. Es fehlen zunehmend Wohnungen, vor allem im bezahlbaren Segment, was die Mieten massiv in die Höhe treibt.

Weber, der als Unternehmer aus der Praxis spricht, weiß, dass es nicht nur um neuen Wohnraum geht, sondern auch die Bedarfe der Zukunft genau betrachtet werden müssen. „Wir müssen weg vom Maßanzug hin zu Immobilien, die flexibel genutzt werden können, wenn sich Lebensmodelle ändern.“ Sein Appell dazu an die Politik: „Sie müssen uns helfen, das Bauen wieder einfacher zu machen und zum Teil widersprüchlichen Korsett der Normen und Regeln herauszubewegen, um diese Flexibilität umzusetzen.“ Konkret nannte er vier Forderungen, die kurzfristig die Branche entlasten und für die sich auch der BFW Bundesverband auf Bundesebene einsetzt.

  1. Grunderwerbsteuer senken
  2. Verlässliche Förderungen
  3. Eigentumsbildung fördern
  4. Zeitnahe Umsetzung der degressiven AfA

Mit Bezug auf das aktuell vorherrschende Branchenmotto „Survive until 25“ rät Weber: Statt abzuwarten gilt es, die Branche neu zu denken und gemeinsam die Energie- und Baustoffwende zu gestalten.

In Anlehnung an die Worte von Philipp Weber bescheinigte auch der niedersächsische Staatssekretär Frank Doods, dass nicht nur 2023 ein Jahr voller Herausforderungen war, sondern auch die aktuellen Zeiten nicht einfach sind. Als eine der zentralen sozialen Fragen griff er die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum auf. Über den massiven Druck, der auf der Bau- und Immobilienwirtschaft lastet, herrscht seiner Auffassung nach kein Zweifel. „Jetzt muss die Diskussion von Lösungsansätzen Ergebnisse bringen“, so Doods. Niedersachsen sei sich bewusst, dass jetzt Handeln gefragt sei und zeigt sich stolz, hier eine Vorreiterrolle einzunehmen, um die Wohnungswirtschaft zu stärken. Zu den Maßnahmen zählen unter anderem das „Bündnis für bezahlbares Wohnen, die Digitalisierung des Baugenehmigungsverfahrens, das Wohnraumschutzgesetz und die Erhöhung der Mittel für soziale Wohnraumförderung. Zudem seien die 1. Novelle der Niedersächsischen Bauordnung und der Landeswohnungsgesellschaft „WohnRaum Niedersachsen“ zwei zentrale Maßnahmen, um Bauen schneller, einfacher und günstiger zu machen. Zum Abschluss richtete Staatssekretär Doods seinen Appell an die Gäste mit Ausblick auf das Jahr 2024: „Wir stehen tatsächlich an einer Zeitenwende und es ist Zeit zum Umdenken. Nur zusammen mit allen Beteiligten schaffen wir einen Weg aus der Krise. Bleiben wir zuversichtlich für ein möglicherweise anspruchsvolles Jahr 2024.“ Seinen Dank richtete er in diesem Zusammenhang an die gute und wertvolle Zusammenarbeit mit dem BFW Niedersachsen/Bremen.

Zum Abschluss sprach Hannovers Stadtbaurat Thomas Vielhaber zur aktuellen Wohnungssituation und den wohnungs- und baupolitischen Zielen der Landeshauptstadt. Er beschrieb die vielfältigen Aufgaben der Stadt und verwies darauf, dass Branche und Stadt als rahmengebende Akteurin vielfach die gleichen Ziele verfolgten und in ähnlichen Nöten steckten. Um dem Wachstum der Stadt gerecht zu werden, investiere Hannover trotz Rekordschuldung so viel wie nie zuvor. Neben der Schaffung von zusätzlichem Wohnraum gehören dazu neue Schulplätze sowie eine angemessene soziale und öffentliche Infrastruktur. Zu den politischen Maßnahmen zählen die Fortführung der hannoverschen Wohnungsbauoffensive, die aktive städtische Bodenpolitik, die Ausweisung von Neubaugebieten, die Weiterführung der städtischen Wohnraumförderung sowie die aktive Unterstützung der Nachverdichtung und Aufstockung. Erfreut zeigte er sich über die Freischaltung des elektronischen Baugenehmigungsverfahrens zum Jahreswechsel. Auch Vielhaber dankte für das Engagement der Branche sowie die gute Zusammenarbeit und versicherte: „Wir werden Sie mit den genannten Maßnahmen nach unseren Möglichkeiten begleiten und unterstützen.“

Die gesamte Bildergalerie zur Veranstaltung finden Sie hier.

Bildquelle: Niklas Krug


Stellungnahme zur Novelle der NBauO 2024

Der BFW Landesverband Niedersachsen/Bremen bedankt sich für die Gelegenheit zur Stellungnahme zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Niedersächsischen Bauordnung und zur Änderung des niedersächsischen Gesetzes zur Erleichterung der Schaffung von Wohnraum. Mit dem Gesetzentwurf werden einige Erleichterungen für Baumaßnahmen bei bestehenden Gebäuden erreicht. Damit verbunden ist auch die Absenkung von Standards.

Grundsätzlich begrüßen wir die Novelle, die sich hauptsächlich um den Bestand und Modernisierungen im Bestand sowie Aufstockungen und Gebäudeerweiterungen dreht. Wir sind aber auch der Überzeugung, dass die Zahl der neuen und zusätzlichen Wohnungen, die durch die neuen Möglichkeiten geschaffen werden können, im überschaubaren Bereich bleiben werden. Eine wirkliche Lösung für die Wohnungsnot und Entlastung des Marktes wird es nur geben, wenn der Neubau deutlich erleichtert wird. Insofern werden wir auch im Bündnis für bezahlbares Wohnen in Niedersachsen weiter für eine Novelle der NBauO in Bezug auf den Neubau werben.

Lesen Sie hier die vollständige Stellungnahme:

BFW-Stellungnahme-NBauO-2024.pdf pdf Datei ansehen —  Datei herunterladen

 


Politischer Mut und Verlässlichkeit als Wege aus der Wohnungsbaukrise

11. nordwestdeutsche Immobiliennacht des BFW Niedersachen/Bremen

Die Lage ist ernst, denn die aktuellen Zahlen der jüngsten Umfrage des BFW Niedersachsen/Bremen bestätigen: der Wohnungsbau in Niedersachsen und Bremen ist um über 50 Prozent eingebrochen. Bei der 11. nordwestdeutschen Immobiliennacht wurde gemahnt, diskutiert und es wurden immer wieder Lösungen aufgezeigt. Denn diese liegen klar auf der Hand: Allen voran müssen die hohen Baustandards gesenkt und Planungsprozesse beschleunigt werden. Nur so kann das Bauen einfacher, schneller und damit kostengünstiger werden. Auch temporäre steuerliche Anreize und Erleichterungen sowie verlässliche Förderprogramme helfen, um den Wohnungsbau anzukurbeln.

Schon zu Beginn seiner Begrüßungsrede fand Dirk Streicher, Vorstandsvorsitzender des BFW Niedersachsen/Bremen, deutliche Worte für die aktuelle Branchensituation: „Der Wohnungsneubau mit den vorhandenen Rahmenbedingungen ist am Ende. Immer wieder haben wir als Verband auf die Ursachen, die das Planen und Bauen unnötig verteuern, hingewiesen. Wir wurden gehört, aber nicht ernst genommen. Der vom Bund im September präsentierte 14 Punkte Plan reicht bei weitem nicht aus. Sowohl der Bund als auch die Länder und Kommunen müssen jetzt massiv nachlegen. Zusätzlich brauchen wir endlich politischen Mut und Verlässlichkeit.“

 

 

Welche politischen Hebel Niedersachsen nutzt, um die Branche zu entlasten, beantwortete Katharina Over, Referatsleiterin „Recht und Förderung des Städtebaus“ beim Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung in der anschließenden Talkrunde: „Niedersachsen flankiert die Maßnahmen der Bundesregierung und setzt diese um.“ Damit verwies Over zugleich auf die angekündigte Novelle der Niedersächsischen Bauordnung in 2024, die Standards senken und das Bauen vereinfachen soll. Dr. Ralph Baumheier, Staatsrat bei der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung Bremen, sieht drei mögliche Ansatzpunkte und Hebel: eine attraktive Ausgestaltung von Förderprogrammen, eine ausreichende Bereitstellung geeigneter Flächen und einen sensiblen und pragmatischen Umgang mit Standards. Für Bremen sehe er den Vorteil darin, als Stadt-Staat schneller an den Lösungen mitwirken und darauf hinwirken zu können, dass es auch in die Umsetzung geht. Aus Unternehmersicht formuliert Jörg Jungesblut, Geschäftsführer der blueorange Development Partner GmbH und Vorstand des BFW Niedersachsen/Bremen e.V.: „Es gibt nicht nur ein oder zwei Hebel. Es braucht leider mehr. Messbare Auswirkungen würde es haben, wenn der Staat nicht einerseits das Bauen durch Regelungswut und Verschärfungen verteuert und sich dann andererseits selbst bedient durch hohe Grunderwerbsteuern und restriktive Abschreibungsmöglichkeiten. Auch Förderungen laufen gewöhnlich der Entwicklung hinterher und sind nicht zuverlässig. In der aktuellen Situation sind sie aber kein nice-to-have, sondern existenziell.“

Dass der BFW Niedersachsen/Bremen als Vertreter der vorrangig mittelständischen Wohnungsunternehmen nicht allein für sich spricht, unterstreicht die Talkrunde mit Vertretern anderer regionaler Verbände. Verbandsdirektorin Dr. Susanne Schmitt vom vdw Niedersachsen Bremen e.V. betont, dass auch die Zahlen ihres Verbandes kein besseres Bild zeichnen. „Der Druck auf die Wohnungsmärkte in Niedersachsen wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Wir müssen uns jetzt auf den Geschosswohnungsbau und auf eine sozial verantwortungsvolle und klimagerechte Sanierung des Wohnungsbestandes fokussieren. Den Turnaround zu schaffen, wird eine Mammutaufgabe sein.“ Eine mögliche Lösung zur Kostensenkung sieht Dr. Schmitt in der Entwicklung des Gebäudetyp E.

Dazu ergänzt Jörn P. Makko, Hauptgeschäftsführer vom Bauindustrieverband: „Die Kostenmieten liegen inzwischen bei 18 bis 19 Euro, das heißt, sozialer und bezahlbarer Wohnungsbau ist unter diesen Voraussetzungen nicht mehr möglich. Was wir jetzt brauchen, ist Geschwindigkeit und Sicherheit. Wir können das nicht aufholen, was wir an Zeit verlieren durch politisches Nichthandeln“.

Deutliche Worte für die sich verschärfende Situation findet auch Tibor Herczeg, Geschäftsführer Verband Wohneigentum Niedersachsen e.V. an: „Die aktuelle Entwicklung ist sozialer Sprengstoff.  Wir müssen ressortübergreifend denken und handeln. Partikularinteressen sollten überdacht und notfalls auch in den Hintergrund rücken Jedes bisschen hilft.“

Politische Verlässlichkeit als Stichwort greift Philipp Weber als stellvertretender Vorsitzender des BFW Niedersachsen/Bremen e.V. auf: „Wir brauchen Verbindlichkeit und Planungssicherheit in Bezug auf die Förderungen, das heißt wir müssen wissen, welche Wohnungen die nächsten fünf Jahre gefördert werden.“ Aber auch selbstkritisch richtet Weber die Worte an die eigene Branche: „Neben unseren Forderungen an die Politik nach Deregulierung und verlässlicher Förderung, müssen wir uns als Bauschaffende auch fragen, wie wir im Rahmen unserer Möglichkeiten wieder einfacher bauen können. Dazu brauchen wir Innovationen und die Industrie, damit wir unsere Immobilien anders gestalten können.“

Weitere Eindrücke von der Immobiliennacht finden Sie in der Bildergalerie.

Bildquelle: Niklas Krug


BDA Preis Niedersachsen 2023 für Theo Gerlach Wohnungsbau

 

Projektteam gruppeomp / Theo Gerlach, Quelle Bildnachweis: © Helmut Kummer, Theo Gerlach

Im Rahmen der Preisverleihung des 17. BDA PREIS NIEDERSACHSEN im Sprengel Museum Hannover wurde vor rund 270 Gästen das hannoversche Wohnungsbau-Unternehmen Theo Gerlach zusammen mit seinen Berliner Architekten SMAQ für das Projekt „Gemeinsam Wohnen“ im Agnes-Hundoegger-Weg in Hannover mit dem BDA PREIS 2023 ausgezeichnet. Der BFW Niedersachsen/Bremen e.V. gratuliert seinem Mitgliedsunternehmen ganz herzlich zu dieser Auszeichnung.

 

 

 

„Gemeinsam Wohnen“ Agnes-Hundoegger-Weg

Quelle Bildnachweis: © Schnepp Renou, Berlin / Paris

Die Preisverleihung erfolgte durch den niedersächsischen Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung Olaf Lies, die BDA Landesvorsitzende Dilek Ruf und dem Juryvorsitzenden Gerhard Greiner, Landesvorsitzender des BDA Hessen. Der Architekturpreis des BDA Niedersachsen – der BDA PREIS NIEDERSACHSEN – wird seit 1976 vergeben und ist der älteste Architekturpreis des Bundeslandes. Der Preis wird, unabhängig von einer Gebäudekategorie, an Architekten und Bauherren gemeinsam vergeben.

Aus dem Protokoll der Jury:
„Statt der üblichen Aneinanderreihung von Solitären wurden hier drei der vier kubischen Wohnbaukörper durch Verschneidungen zu einer Einheit verschmolzen, wodurch ästhetisch überzeugende Gemeinschaftsflächen auf Erdgeschossebene entstanden sind. Die überdachten Kolonnadengänge fördern Begegnungen zwischen den Bewohnenden und stellen eine sinnvolle Ergänzung zu den begrünten Gemeinschaftshöfen dar. Eingerückte Balkone und die subtile Gliederung und Ornamentierung der Ziegelfassade geben den Bauten eine atmosphärische Kraft und zeitgemäße Wohnlichkeit. Gleichzeitig wird mit dem roten Ziegel ein Material der Umgebung aufgegriffen. Durch Wohnzonen, die bis zur Fassade freitragend überspannt sind, konnten die Grundrisse flexibel gestaltet werden – und auch eine zukünftige Anpassung ist theoretisch möglich. Bemerkenswert ist zudem, dass in Bezug auf Gestaltung und Wertigkeit kein Unterschied zwischen sozial geförderten und Eigentumswohnungen gemacht wurde.“

Für dieses Bauprojekt mit seiner nachhaltigen, flexiblen und zukunftsfähigen Planung hat Gerlach Wohnungsbau bereits zahlreiche Preise erhalten, u.a. den NIEDERSÄCHSISCHEN STAATSPREIS für Architektur und den DEUTSCHEN ARCHITEKTURPREIS.

Engere Wahl BDA Preis 2023 „Kleefelder Hofgärten“, Hannover-Kleefeld

Kleefelder Hofgärten, Quelle Bildnachweis: © Schnepp Renou, Berlin / Paris

Neben der Auszeichnung mit dem BDA PREIS 2023 ist Theo Gerlach Wohnungsbau zusammen mit den hannoverschen Büros Nieberg Architect sowie gruppeomp Architekten auch für seine Quartiersentwicklung „Kleefelder Hofgärten“ in der Lathusenstraße in die engere Wahl der neben den Preisträgern 16 besten Projekte aufgenommen worden. Gerlach Wohnungsbau hat an diesem Standort das ehemalige Telekom Areal inkl. der früheren „Postschule“ revitalisiert und mit mehreren neuen Wohngebäuden sowie einer Kindertagesstätte ergänzt. Neben der aufwendig sanierten und zu 65 Wohnlofts umgebauten Schule, die den identitätsstiftenden Auftakt des neuen Quartiers bildet, sind 94 Eigentums- und 83 Mietwohnungen entstanden, insgesamt also ein Quartier mit 242 Wohnungen. Die grünen Höfe des Quartiers orientieren sich an den stadteilprägenden, gartenstadtähnlichen Strukturen der  Nachbarschaft und bilden die grüne Klammer des Quartiers, aus denen sich die Namensgebung „Kleefelder Hofgärten“ ableitet.

 

 


Blitzumfrage zur Lage der nordwestdeutschen Immobilienwirtschaft

Die Immobilienwirtschaft befindet sich in der größten Krise seit Jahren. Der BFW Niedersachsen/Bremen e.V. möchte in einer Blitzumfrage die aktuelle Situation der nordwestdeutschen Immobilienwirtschaft festhalten.
Bitte unterstützen Sie uns und nehmen Sie sich kurz Zeit, um die Fragen zu beantworten. Die Beantwortung erfolgt anonym.
Die Ergebnisse werden wir bei der nordwestdeutschen Immobiliennacht am Donnerstag, 23. November 2023 in Bremen gemeinsam mit Politik und Verwaltung diskutieren. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier. Wir bedanken uns für Ihre Unterstützung und freuen uns auf ein Wiedersehen am 23. November.
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

Lasst uns bauen – Offener Brief an die Politik

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder,

auf Initiative unseres Vorstandsvorsitzenden Dirk Streicher haben sich einige Verbände zusammengeschlossen, um einen gemeinsamen, offenen Brief an Herrn Minister Lies zu verfassen. Wenn Sie mit Personen in Kontakt stehen, die auf kommunaler, Kreis- oder Landesebene auch mit Wohnungsbau befasst sind und politische Ämter innehaben, bitten wir Sie, diesen Personen dieses Schreiben zukommen zu lassen. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Hier können Sie den Brief herunterladen:

20230714 Brief Wohnungsbau

Die entsprechende Pressemitteilung dazu finden Sie hier.


41. Hannover-Forum: „Game over im Wohnungsbau“

Wie kann der Wohnungsbau angekurbelt werden? Antworten lieferte der Landesverbandstag des BFW Niedersachsen/Bremen.  

D as Wohnungsbauziel der Bundesregierung rückt unter den aktuellen Rahmenbedingungen in weite Ferne. Gerade im Bereich der Immobilienfinanzierung stehen Projektentwickler und Bauträger angesichts steigender Bauzinsen und -kosten vor massiven Hürden. „Game over“ – so fasste Dirk Streicher, Vorstandsvorsitzender des Landesverbands, die Lage der Immobilienwirtschaft beim 41. Hannover-Forum des BFW Niedersachsen/Bremen Anfang Mai zusammen. Auch Professor Dr. Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln zeigte auf, wie deutlich sich die Rahmenbedingungen für den Wohnungsmarkt und den Wohnungsbau in 2022 verschlechtert haben. „Die Party ist vorbei: Standen die Zeichen vorher auf Boom, haben Zinsanstiege, Unsicherheiten und Reallohnsenkungen die Märkte in eine Schockstarre versetzt“, so der Volkswirt. Andererseits bleibt der Bedarf an Wohnungen aber hoch. Aufgrund des Wohnungsmangels steigen die Mieten noch schneller als in den Vorjahren. Derzeit gebe es einen Stillstand im Wohnungsbau aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen für Projektentwickler. Hinzu kommt eine große Kaufzurückhaltung bei Investoren und Privatpersonen. Um die Situation zu entschärfen, fordert der Ökonom: „Für die Belebung des Wohnungsbaus brauchen wir kurzfristig finanzielle Unterstützung, zum Beispiel eine Sonder-AfA oder eine Grunderwerbsteuerbefreiung, damit die bereits genehmigten Projekte auch umgesetzt werden. Langfristig muss es aber darum gehen, durch mutige Reformen der Bauordnungen sowohl günstigeres als auch nachhaltiges Bauen zu ermöglichen. Kreative Ideen sind gefragt, um die Kosten zu senken und wir müssen die Haltung zum Wohnungsbau ändern, wie es beispielsweise beim Bau des LNG-Terminals funktioniert hat.“

In der anschließenden Diskussion mit der niedersächsischen Politik ging es um die Frage, wie der Wohnungsbau wieder angekurbelt werden kann. Christian Frölich, Landtagsabgeordneter und baupolitischer Sprecher der CDU Fraktion, sieht aufgrund der großen Verunsicherung dringenden Handlungsbedarf. „Wir brauchen Unterstützung und Anreize, z.B. der Wegfall der Grunderwerbsteuer beim

 

Ersterwerb oder die Wiedereinführung des Baukindergelds. Wir müssen Geld in die Hand nehmen, auch wenn es aus der Opposition heraus leicht gesagt ist. Zudem müssen Standards befristet herabgesetzt werden. Wir dürfen die Anforderungen nicht mehr weiter nach oben treiben.“

Christoph Bratmann, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion und Sprecher für Wirtschaft, Bauen, Verkehr, Digitalisierung: „Ein Mangel an Wohnraum ist auch in Niedersachsen ein drängendes Problem. In der Plenar-Woche Anfang Mai haben wir deshalb Gelder in den Nachtragshaushalt für die Konzeption einer Landeswohnungsgesellschaft eingestellt, die Anfang 2024 an den Start gehen soll. Damit wollen wir in Niedersachsen den Neubau bezahlbarer Wohnungen ankurbeln, aber auch den Ankauf und die Sanierung bereits bestehenden Wohnraums. Im rot-grünen Koalitionsvertrag haben wir uns das Ziel gesetzt, dass durch die Landeswohnungsgesellschaft 40.000 landeseigene Wohnungen geschaffen werden sollen.“ Dem gegenüber setzt sich Frölich für die Stärkung der lokalen Partner ein, die sozialorientiert agieren. Für ihn brauche es keinen weiteren Player.

Bei der Frage nach den Baustandards und Baukosten, merkte Dirk Streicher an: „Die Rezepte günstiger zu bauen liegen der Politik seit Jahren vor. Wir müssen nicht wieder anfangen die Kostentreiber zu eruieren. Wir wissen, dass eine Tiefgarage oder ein Gründach teuer sind. Es muss jetzt gehandelt werden und dafür muss der Wille da sein.“ Konkret fordert der Unternehmer von der Politik: „Wir können sofort weiter bauen. Frieren Sie den EH55 als neuen Standard ein, setzen Sie den EH 40 ab 2025 aus und legen Sie die alte Förderung für EH55 wieder auf. Auch die Einführung einer Eigenheimzulage schafft Anreize. Immobilien sind eine stabile Kapitalanlage und alle Eigentümer entlasten den Mietmarkt.“

Vorstand neu gewählt

Traditionell fand im Rahmen des Landesverbandstag auch die jährliche Mitgliederversammlung statt, bei der turnusgemäß der Vorstand neu gewählt wurde. Als Vorsitzender wurde Dirk Streicher einstimmig bestätigt. Für den Vorstandsvorsitzenden der Delta Bau AG aus Hannover ist es die dritte Amtszeit im Landesverband. Neu im Vorstand sind Helmut Kummer von Theo Gerlach Wohnungsbau-Unternehmen GmbH & Co. KG aus Hannover und Jörg Hans Jungesblut von blueorange Development Partner GmbH aus Braunschweig.

Bildquelle: Niklas Krug

 

 

Weitere Impressionen vom Hannover-Forum gibt es hier in der Bildergalerie.


Hannoverscher Immobilientag: BFW bezieht klare Position gegen ausufernde Bürokratie und Regulierung

Fachkonferenz zu Wirtschaft und Stadtentwicklung zu Gast bei der „Königin der B-Städte“

Rund 60 Teilnehmer zählte der Hannoversche Immobilientag, der bereits zum dritten Mal Ende April stattfand. Der BFW Niedersachsen/Bremen zählte nicht nur zu den Mitgastgebern der Konferenz, sondern konnte in der Person des Geschäftsführers David Jacob Huber eindeutige Haltung gegen eine überbordende und ideologisch gefärbte Regulierung zeigen. Zu den weiteren Referenten zählten u.a. die Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover, Maike Bielfeldt, und die Abteilungsleiterin Städtebau aus dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium, Stefanie Nöthel.

„Hannover ist traditionell ein unaufgeregter Standort. Die Landeshauptstadt steht aktuell damit im krassen Gegensatz zu Braunschweig oder Bremen, wo der Wohnungsneubau durch politische Willkür quasi zum Erliegen gekommen ist“, erklärte David Jacob Huber in seinem Vortrag zum Panel „Stadtentwicklung“. Noch hat sich Hannover bei Vorgaben für Wohnungsentwickler zurückgehalten; auch die Klimaschutzstrategie gibt keine festen Zielwerte bei CO2-Reduktionen vor, die bis zu einem gewissen Zeitpunkt erreicht werden müssen. Die unaufgeregte, pragmatische Art in der Stadt kontrastiert mit Vorhaben in den benachbarten Kommunen wie dem von der rot-rot-grünen Koalition in Bremen durchgesetzten Bremer Standard oder dem Baulandmodell in Braunschweig. Beide Maßnahmen sehen ein komplexes und detailliertes Regelwerk für den Wohnungsbau vor, das gerade in den aktuell angespannten Zeiten die Rentabilität von Wohnungsentwicklungen ausschließt.

In den weiteren Beiträgen berichtete Stefanie Nöthel, Abteilungsleiterin für Städtebau und Wohnen, von den Schwerpunktsetzungen der Landesregierung im Städtebau. Die rasche Genehmigung des Flüssiggas-Terminals in Wilhelmshaven habe gezeigt, dass Verwaltungsprozesse erheblich beschleunigt werden können, wenn es einen dringenden Bedarf gibt. Auf den Hinweis, dass Gewerbegebiete im Nachbarland Dänemark Genehmigungszeiten unter einem Jahr haben, gab sie zu bedenken, dass die hierfür notwendige Digitalisierung in den Ämtern noch konsequent ausgebaut werden müsse. Maike Bielfeldt, IHK-Hauptgeschäftsführerin, und Doris Petersen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung hannoverimpuls, wiesen beide auf die aktuell angespannte Lage der energieintensiven Wirtschaftszweige hin. Jedes zehnte energieintensive Unternehmen aus der IHK-Region plane bereits einen Umzug ins Ausland. Doch auch für Neuansiedlungen gebe es derzeit kaum freie Flächen. Dies betreffe insbesondere die in Hannover traditionell starke Logistikbranche, die rund elf Prozent der Wirtschaftsleistung der IHK-Region ausmacht. Intrakommunale Gewerbegebiete seien in diesem Zusammenhang eine Lösung, die stärker forciert werden müsse. Eine immense Zukunftsherausforderung stellt nach den Worten Bielfeldts zudem die Attraktivität Hannovers für ausländische Fachkräfte dar. Qualitativ hochwertiger Wohnraum, eine englischsprachige Verwaltung mit hohem Digitalisierungsgrad und eine möglichst geringe Bürokratie seien gerade für diese Zielgruppe entscheidende Kriterien, die in Hannover wie auch in anderen deutschen Kommunen konsequent angegangen werden müssten. Die IHK hat hierzu erste Programme aufgelegt.

Unabhängig davon habe sich die Hannoveraner Wirtschaft seit Jahresbeginn jedoch deutlich erholen können. Die Mietpreise in den Nutzungsarten Wohnen, Büro und Logistik sind dementsprechend angestiegen. Die teilnehmenden Entwickler zeigten sich zufrieden mit ihren Entwicklungen und der Kooperation durch die Stadt: Jan-Pascal Prick von der DKW entwickelt die ehemaligen Eilers-Werke zu einem attraktiven Mixed-Use-Quartier, Peter Hanel vom Aachener Entwickler BOB AG errichtet ein nachhaltiges Bürogebäude am Fischerhof und Klaus Riek vom Mikroapartment-Entwickler i Live baut über 360 Apartments auf dem ehemaligen EXPO-Gelände an der Messe. Mit Blick auf die Innenstadt zeigt Hannover zwar dieselben Probleme wie aktuell alle deutschen Städte: Die wegfallende Handelsnutzung bei gleichzeitig wenig Gleichgewicht zwischen den Nutzungsarten sei eine immense Herausforderung für Hannover, die sich zusätzlich verstärke durch grüne Verkehrsexperimente einer autofreien Innenstadt, merkte Gerrit Stönner, Leitung Projektentwicklung bei Engel & Völkers Commercial, an. Doch mit dem von hannoverimpuls initiierten „Aufhof“, der eine variable Zwischennutzung für den leerstehenden Kaufhof von Ausstellungen über Konzerte bis hin zu E-Sports vorsieht, gibt es zumindest ein Experimentierfeld, das hilfreiche Erfahrungswerte für andere Kommunen bereitstellen könnte.

Auf die Frage, ob Hannover in den nächsten Jahren durch großflächige Projektentwicklungen das allgemeine Mietniveau (hier liegt Hannover in der Top-12-Gruppe der Städte über 500.000 Einwohner jeweils auf dem vorletzten Platz vor dem Schlusslicht Bremen) heben könne und vielleicht sogar zur A-Stadt avancieren könne, war sich das Plenum einig: Gerade die Solidität zeichne Hannover aus. Die Königin der B-Städte trägt ihren Titel mit Stolz.

 

Bildquelle: IMMOCOM


Status quo im Wohnungsbau: Beginn einer rasanten Talfahrt

Neben altbekannten Herausforderungen erschweren Zinssteigerungen, explodierende Energie- und Baupreise sowie die hohe Inflation die Bautätigkeit. Die anvisierten Neubauziele rücken in die Ferne, der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ist hingegen ungebrochen hoch. Verschärft wird die Situation noch einmal mehr durch die Vielzahl an Geflüchteten, die auch in Niedersachsen und Bremen Schutz und langfristig sicheren Wohnraum suchen. Umso wichtiger wird der Austausch mit Politik und Verwaltung. Der BFW Niedersachsen/Bremen nutzte den diesjährigen Neujahrsempfang für das Gespräch mit den Verantwortlichen.

„Wenn nicht geplant wird, wird auch nicht gebaut. Es ist nicht nur an der Zeit, zu reden, sondern sofort und anders als bisher zu handeln“, mahnt Dirk Streicher, Vorstandsvorsitzender des BFW Niedersachsen/Bremen bei seiner Eröffnungsrede. Die Zahlen sind alarmierend. Aktuelle Umfragen des BFW und anderer Immobilienverbände belegen, dass bereits viele geplante Wohnungsbauvorhaben nicht mehr realisiert werden. Auch bereits begonnene Bauprojekte werden durch die stark gestiegenen Zinsen immer teurer. Der Bedarf an dem so dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum lässt sich unter den aktuellen Bedingungen nicht annähernd decken. Des Weiteren führen Beispiele wie die Vergabe von Grundstücken als Erbbraurechte, das Braunschweiger Baulandmodell, der Bremer Standard oder überzogene Anforderungen bei Konzeptvergaben im Hinblick auf Architektur und Städtebau nicht zur Entlastung der Situation. Statt nur zu klagen, liegen konkrete Lösungen zur Entschärfung der Situation seitens der Wohnungswirtschaft bereits vor. Dazu formuliert Streicher, der als Vorstandsvorsitzender der Delta Bau AG mit dem Blick aus der Praxis spricht, klare Forderungen:

  • Bereitstellung von günstigem Bauland
  • Baurechtschaffung für preiswerten und seriellen Wohnungsbau
  • Erteilung von Baugenehmigungen innerhalb von drei Monaten
  • Förderung von seriellem Bauen, um preiswert bauen zu können
  • Keine weitere Verschärfung von Bau- und Energiestandards

Dass auch der niedersächsische Bauminister mit den aktuellen Rahmenbedingungen für die Branche nicht zufrieden ist, machte Olaf Lies in seiner Ansprache deutlich. Er betonte jedoch, dass trotz des Baubooms der letzten Jahre zu wenig geförderter Wohnraum entstanden ist. „Von den angestrebten 4.000 Wohnungen sind 2.700 Wohnungen gebaut worden. Hier gilt es nachzulegen. Wir müssen mit den derzeit begrenzten Mitteln Prioritäten setzen und das ist derzeit der bezahlbare Wohnungsbau“, so Lies und verweist damit auf die Aufgaben einer Landeswohnungsgesellschaft. „Wohnen und Bauen ist auch eine staatliche Aufgabe, ähnlich wie die Sicherstellung der Energieversorgung.“ Sein Augenmerk gilt dabei nicht nur dem Neubau, sondern vor allem dem Umbau. „Das Umbauen muss einfacher werden. Wir müssen Standards schaffen, die Umnutzung möglich machen. Und wir brauchen Vernunftlösungen statt hoher Standards, die die Kosten weiter in die Höhe treiben.“ Dazu braucht es weiterhin die konstruktive Zusammenarbeit mit der freien Immobilienwirtschaft, die bereits im Bündnis für bezahlbares Wohnen sichtbar wird.

Auch Gabriele Nießen, Bremer Staatsrätin bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, legt den Fokus auf den Bestand: „Wir brauchen Antworten auf die neuen Herausforderungen, nicht nur im Neubau, sondern vor allem im Bestand und in der Qualifizierung von Quartieren.“ Dazu stellte sie den Bremer Stadtentwicklungsplan Wohnen vor, der als eine Art Handwerkskasten dazu beitragen soll, die Voraussetzungen für 10.000 Wohnungen bis zum Ende der Legislatur zu schaffen. In diesem Zuge sprach Nießen auch von einer nachhaltigen Bodenpolitik, die in Bremen mit den Themen Erbbau und Erbpacht einhergeht. Mit dem „Bremer Standard“ wurde aus Sicht des Bremer Senats zudem ein Orientierungsrahmen für neue klimaverträgliche Quartiere formuliert, der allen Akteuren in der Bauwirtschaft schon zu Beginn der Planungen Verlässlichkeit und Transparenz bieten soll.

Mit Blick auf Hannover zeigt Stadtbaurat Thomas Vielhaber die wohnungspolitischen Ziele der niedersächsischen Landeshauptstadt auf: Dazu zählen die Fortschreibung des Wohnkonzeptes, die Fortsetzung der hannoverschen Wohnungsbauoffensive und die Intensivierung des Bündnis für Wohnen. Bei den baupolitischen Zielen geht es vor allem um die Schaffung von neuem Planungs- und Baurecht, der Beschleunigung von Baugenehmigungen sowie die Förderung von seriellem Bauen. „Unsere Maßgabe ist es, ausreichende Wohnraumversorgung für alle Bevölkerungsgruppen zur Verfügung zu stellen, was unter den aktuellen Voraussetzungen weiter erschwert wird. Diese Zeiten erfordern einen neuen Blick auf Gewohntes. Umso wichtiger wird es, dass alle Wohnungsmarktakteure daran mitwirken.“

Bildquelle: Niklas Krug

 


Baulandmodell in Braunschweig verhindert Wohnungsbau

Das Braunschweiger Baulandmodell ist kein Modell für Deutschland. Veräußerungszwänge und eine Sozialquote von 30 Prozent führen zu fehlender wirtschaftlicher Tragfähigkeit. Bezahlbarer Wohnraum wird nicht geschaffen. Das Braunschweiger Baulandmodell steht bereits kurz nach dem Start auf dem Prüfstand. Es lässt sich selbstredend nicht auf andere Kommunen übertragen.

Wirtschaftliche Tragfähigkeit sicherstellen

Warum soll es sachgerecht sein, 50 Prozent des Baulandes an die Stadt zu verkaufen? Was ist der wirtschaftlich tragfähige Kern? Mit der wirtschaftlichen Knebelung und einer faktischen Enteignung von Immobilienunternehmen durch Verkaufspflichten werden sich Investoren von Braunschweig abwenden. Es wird dann gerade wegen des Braunschweiger Baulandmodells in Braunschweig nicht mehr gebaut. Das avisierte Ziel für mehr bezahlbaren Wohnraum verkehrt sich in sein Gegenteil.

Auch eine garantierte Miete zwischen 5,80 Euro (20 Jahre Belegungsbindung) und 7,50 (30 Jahre Belegungsbindung) lässt sich derzeit wirtschaftlich nicht darstellen. Die Förderbedingungen in Niedersachen gehen damit an den Realitäten vorbei. Hier muss dringend nachjustiert werden.

Diese wirtschaftlichen Vorfragen sind zu klären, bevor zukünftig weitere derartige Baulandmodelle für andere Kommunen diskutiert werden. Diese Vorfragen müssen auch in Braunschweig schnellstmöglich nachträglich untersucht werden.

Dämpfung der Wohnungs- und Bodenpreise wird verhindert

Keine Dämpfung. Ganz im Gegenteil. Durch den staatlichen Eingriff werden zwar die Preise im sozialen Segment gedeckelt. Im freien Markt steigen sie jedoch überproportional an und sind damit nicht mehr vermarktungsfähig. Das betrifft sowohl Miete als auch Verkauf. Die aktuellen Rahmenbedingungen rund um Zinsen, Inflation und Baukosten verschärfen das Problem. Das System der Baulandmodelle fällt in sich zusammen.

Die kommunalen Kassen sind leer. Die Übertragung von Infrastrukturmaßnahmen treibt die Kosten weiter in die Höhe. Am Ende sollen die Zielgruppen im freien Markt die Zeche zahlen. Das ist unsoziale Umverteilungspolitik, sofern es überhaupt zu einer Realisierung von Projekten kommen würde. Die bislang fehlenden konzeptionellen Grundüberlegungen müssen nachgeholt werden.

Baulandverknappung vermeiden

Der bauwillige Eigentümer verkauft mindestens 50 Prozent seiner Fläche zum ermittelten Erwerbspreis an die Stadt. Wann die Stadt baut, steht aber in den Sternen. Das ist völlig ungeklärt. Baufristen o. ä. bestehen nicht. Im schlimmsten Fall werden unbebaute Grundstücke gehortet, weil eine wirtschaftlich tragfähige Bebauung auch durch die Kommune nicht sichergestellt werden kann. Der Flaschenhals „Bauland“ verengt sich ggf. weiter.

Aufwand für die Grundstücksgesellschaft Braunschweig klären

Weiterhin soll die bislang nebenamtlich geführte Grundstücksgesellschaft Braunschweig (GGB) sowohl mit einer hauptamtlichen Geschäftsführung als auch mit dem für die Erfüllung ihres erweiterten Aufgabenspektrums erforderlichen Fachpersonal ausgestattet werden. Aufwand und Nutzen für den damit verbundenen finanziellen Aufwand sind bislang ungeklärt. Fest steht, es entsteht ein weiterer Marktplayer, ohne dass dadurch auch nur eine Wohnung mehr gebaut wird. Der Personalbedarf kann in Zeiten des Fachkräftemangels wahrscheinlich kaum bewältigt werden. Im Übrigen ist zu klären, wie die Gleichbehandlung aller Marktakteure sichergestellt werden kann.