Hannover-Forum 2021

„BFW baut Zukunft“ 

Landesverbandstag rund um innovative Projektentwicklungen

Neue Zeiten, alte Herausforderungen und ein hoher Bedarf an Innovationen – Beim 39. Hannover-Forum zeigte sich, dass Themen, wie Baulandmangel, bezahlbarer Wohnraum, Klimaschutz, Ressourcen- und Fachkräftemangel und Digitalisierung aktueller denn je sind. Der Ruf nach Innovationen als Chance, die Rahmenbedingungen im Wohnungsbau zu optimieren, zog sich durch die gesamte Veranstaltung. Den Abschluss bildete die Verleihung des Innovationspreises des BFW Niedersachsen/Bremen e.V. Mit dieser Auszeichnung ehrt der Landesverband zukunftsweisende Bauprojekte aus Nordwestdeutschland, die zum Nachahmen animieren sollen.  

Genau 475 Tage nach dem letzten Landesverbandstag konnte der BFW Niedersachsen/Bremen e.V. seine Gäste wieder zum Hannover-Forum begrüßen. In diesem Jahr fand die Veranstaltung hybrid statt, sodass die Teilnehmenden entweder virtuell per Livestream oder vor Ort in Hannover dabei sein konnten.  Die Diskussionen drehten sich um innovative Projektentwicklungen sowie die dafür notwendigen Rahmenbedingungen. Auch Herausforderungen und Entwicklungen der zukünftigen Immobilienwirtschaft waren Themen des diesjährigen Landesverbandstags. Vor allem die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Verwaltungen und der privaten Immobilienwirtschaft wurde als zentrale Stellschraube für die Erreichung der Ziele im Wohnungsbau hervorgehoben. Bei den Grußworten aus Politik und Wirtschaft standen dabei unter anderem die Digitalisierung von Antragsverfahren im Fokus. „Wir müssen das ganze Thema Digitalisierung komplexer denken. Eine schlichte Digitalisierung der Akten reicht dafür nicht aus“, betonte Dr. Andreas Bovenschulte, Bürgermeister und Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen. Diesen Bedarf sieht auch Olaf Lies, niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Trotz einiger Fortschritte bleibe es weiterhin das Ziel, schnellere und rechtssichere Verfahren in den Behörden zu ermöglichen, so der Bauminister: „Digitalisierung ist hier kein Selbstzweck. Ziel ist es immer, das Leben und Arbeiten der Menschen besser zu machen. Wir gehen hier mit Partnern wie dem BFW diesen Weg gemeinsam etwa beim Thema der digitalen Bauanträge. Dabei geht es nicht nur darum, sie online stellen zu können. Auch die Bearbeitung in den Bauämtern wird dann deutlich schneller gehen können.“

Als gebürtiger Niederländer legte Han Joosten, Leiter Gebietsentwicklung und Marktforschung BPD Immobilienentwicklung GmbH, in der Podiumsdiskussion dar, wie die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Verwaltungen und der privaten Immobilienwirtschaft in unserem Nachbarland funktioniert. „In Holland versuchen wir an gemeinsamen Zielen zu arbeiten und uns nicht mit langwierigen Verfahren und vielen Vorschriften selbst im Weg zu stehen. Es ist alles lockerer als in Deutschland“, merkt der Experte an.

Wohnraumschaffung – Eine Verantwortung der Politik und Immobilienwirtschaft

Neben den Wünschen nach schlanken und digitalen Antragsverfahren wurden auch Apelle nach mehr Baulandbeschaffung und besseren politischen Rahmenbedingungen laut. „Wir befinden uns derzeit in einem politischen Zielkonflikt, in dem Klimaschutz auf der einen Seite und bezahlbares Wohnen auf der anderen Seite steht. Die Politik darf die damit verbundenen Kosten nicht lediglich den Vermietenden überlassen“, mahnt Markus Weidling, Geschäftsführer des BFW Bundesverbandes. Um zukünftig ausreichend und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen zu können, bedarf es weiterer Hilfestellungen der Politik. „Bezahlbares Wohnen setzt bezahlbares Bauen voraus. Neben der Baulandbeschaffung müssen wir uns auch Herausforderungen, wie der Ressourcenknappheit und dem Fachkräftemangel widmen. In Bezug auf den Fachkräftemangel bedarf es ein Umdenken in der Gesellschaft. Das Handwerk muss mehr Wertschätzung erfahren und auch in den Schulen mehr Bedeutung zugewiesen bekommen“, appellierte Dirk Streicher, Vorstandsvorsitzender des BFW Niedersachsen/Bremen e.V.

Zusätzlich zur Politik müsse aber auch die Immobilien- und Wohnungswirtschaft handeln, um zukünftig Wohnraum zur Verfügung stellen zu können, der den Anforderungen der Gesellschaft gerecht wird. Daher stellte Sylvia Friederich, Mitglied der Geschäftsleitung / Prokuristin Landmarken AG, in ihrem Impulsvortrag zum Thema „Social Impact Investing“ innovative Projektentwicklungen vor, die ihren Nutzen ganzheitlich auf die Gesellschaft, den Planeten und die Nutzer ausrichten.

Digitalisierung als Innovationstreiber

Neben den bereits genannten Herausforderungen wurde im Rahmen der Podiumsdiskussion über digitale Innovationen gesprochen. Sie sollen den Vorgang von der Planung bis zur Vermarktung vereinfachen, Kosten sparen und neue Anreize für Innovationen schaffen. Prof. Dr. Verena Rock MRICS, Vizepräsidentin gif Gesellschaft­ für Immobilienwirtscha­ftliche Forschung e.V., zeigte in Bezug auf digitale Innovationen in der Branche eine positive Entwicklung auf. „Dennoch müssen wir in Deutschland noch stärker eine Innovations- und Fehlerkultur etablieren, die es Unternehmen und der Gesellschaft ermöglicht offen mit neuen Ideen umzugehen und Raum dafür zu schaffen. Auch die Bereitschaft Fehler zu machen und daraus zu lernen ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für innovative Projektentwicklungen“, meint die Expertin für Digitalisierung.

1. Innovationspreis des BFW Niedersachsen/Bremen e.V. verliehen

Viele Bauherren aus Nordwestdeutschland haben sich bereits Lösungen entwickelt und diese in ihre Bauvorhaben einfließen lassen. Mit dem Innovationspreis des BFW Niedersachsen/Bremen e.V. würdigt der Landesverband diese zukunftsweisenden Projekte und möchte gleichzeitig zum Nachahmen animieren. Im Rahmen des 39. Hannover-Forums wurden die Sieger ausgezeichnet. In der Kategorie Nachhaltigkeit gewinnt das Recyclinghaus Hannover-Kronsberg der Gundlach Bau und Immobilien GmbH & Co. KG. Mit ihrem 2019 fertiggestellten Einfamilienhaus zeigten sie wie es gelingt nachhaltig, energieeffizient und ressourcenschonend zu bauen und zu wohnen. Der Sieger der Kategorie Nutzungskonzepte ist das Wohnhaus Gerhard-Uhlhorn-Kirche. Die Dr. Meinhof und Felsmann GBS GmbH & Co. KG wandelte eine entwidmete Kirche nach dem Haus-im-Haus-Prinzip in ein Studentenwohnheim um und schaffte damit gleichzeitig bezahlbaren Wohnraum. Den Preis in der Kategorie Digitalisierung erhält das pbr Planungsbüro Rohling AG aufgrund ihrer Leistung bei einem Neubau eines Schultraktes mittels BIM. Da das Projekt bereits 2017 fertiggestellt wurde, gelten sie als Vorreiter auf diesem Gebiet.

Hand in Hand für gemeinsame Ziele

Insgesamt sind sich alle Referentinnen und Referenten einig: Nur gemeinsam mit den öffentlichen Stellen lassen sich die Herausforderungen der Immobilien- und Wohnungswirtschaft meistern. Hand in Hand und mit kommunenübergreifenden Zielen können Innovationen gefördert und Räume für bezahlbaren, sozialen, nachhaltigen und barrierefreien Wohnraum geschaffen werden.

 

Bilder: Niklas Krug – BFW Niedersachsen/Bremen e.V.

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